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Der Papst, die Deutschen und die Sache
mit dem Glashaus

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Der Papst, die Deutschen und die Sache mit dem Glashaus
Von Sabine Middelhaufe

Ich lebe seit 25 Jahren in Italien und weiss aus eigener Erfahrung und Anschauung, dass es noch heute, im Jahre 2010, Tierheime gibt, die man eher als Konzentrationslager bezeichnen müsste, Kettenhunde, Hunde in winzigen, dunklen Verschlägen, geprügelte, unterernährte, missachtete und missbrauchte Hunde, Hunde, die ausgesetzt, "entsorgt" werden, weil sie zu alt oder krank sind, um ihre Funktion zu erfüllen.
In einzelnen Fällen ist es eine gute Sache, so einen Hund nach Deutschland bringen zu können. Aber vom Einzelfall auf die Gesamtheit zu schliessen ist ein gedanklicher Irrtum.
Tatsächlich wären Professionalität, Kompetenz und eine entsprechende Qualifizierung jener, die in Not geratenen Hunden helfen möchten, wichtigste Voraussetzung für den Erfolg des Tierschutzes.
Gerade die Aktivitäten im Ausland sind durch Internet, offene Grenzen und billige Reisemöglichkeiten schon längst eine extrem komplexe, undurchsichtige Angelegenheit geworden, in der leider auch viel Missinformation herrscht und fast zwangsläufig Feindbilder entstehen, die wiederum psychologische und gedankliche Barrieren schaffen, die ganz gewiss nicht dem Schutz der Tiere dienen.

Der Papst und die Vertreibung der Tiere aus dem Paradies

Wenn es bisweilen Regelwidrigkeiten beim Transport von italienischen Hunden nach Deutschland gibt, wird dies von den italienischen Medien und Tierschutzorganisationen ebenso berichtet und angeprangert wie die Tatsache, dass die Lebensbedingungen in einigen Tierheimen absolut unzumutbar sind; dass unter dem Deckmäntelchen des Tierschutzes in bella italia knallharte Geschäfte betrieben werden könnten, erfährt man in Nachrichten und Tageszeitungen genauso wie die Skandale um Hundezüchter und Wilderer.
Ich erwähne das so nachdrücklich, weil die Lektüre deutscher Medienberichte und mancher Internetseiten oft den Eindruck erweckt, als sei man in Italien völlig unsensibel oder schlichtweg desinteressiert an der ganzen Thematik des Tierschutzes - ausgenommen natürlich, wenn es darum ginge, in Deutschland Folterkammern für verschleppte italienische Hunde zu vermuten.
Das ist, mit Verlaub gesagt, eine Verzerrung der Tatsachen.
Die Frage nach den Rechten von Tieren und den Pflichten derer, die sie halten, wird in Italien seit Jahren auf vielen, auch unerwarteten, Ebenen behandelt. Aus der Tageszeitung Corriere della Sera (14.01.2008):

"Über die Möglichkeit, dass auch Tiere Zugang zum Ewigen Leben haben, sagte Papst Paul VI. in einer römischen Pfarrei, dass 'wir eines Tages unsere Tiere in der Ewigkeit Christo wiedersehen werden.' Und in einer Rede an die Tierärzte drückte er Dankbarkeit aus 'für die Behandlung der Tiere, auch sie Geschöpfe Gottes, die, nach den geheimnisvollen Worten des Apostels Paulus, in ihrem stummen Leiden ein Zeichen des universellen Stigmas der Sünde und des universellen Wartens auf die endgültige Erlösung sind.'"
(Quelle:
http://www.corriere.it/animali/08_gennaio_14/papa_animali_vita_ eterna_ ff 9d3a2e-c2b8-11dc-ab8f-0003ba99c667.shtml)

Aber ausgerechnet der deutsche Papst, Benedikt XVI., widersprach dieser Möglichkeit im Januar 2008 ganz entschieden und schloss die Tiere kurzerhand wieder aus dem Paradies aus.....

(Quelle: http://www.veganzetta.org/?p=210
)

Nachdem sich die hitzige Debatte um die Prävention und Bestrafung von Tiermisshandlung, die strengere Anwendung des Tierschutzgesetzes, das Management von Tierheimen, das ewige Pro und Kontra Jagd und vieles mehr 2009 selbst auf höchster politischer Ebene in die Prioritätenliste katapultiert hatte, hielt es Papst Benedikt XVI. anlässlich des Weltfriedenstages am 1. Januar 2010 sogar für nötig zu sagen: "Ökozentrismus und Biozentrismus sind mit dem Glauben nicht vereinbar!"

"Die Botschaft des geistlichen Oberhauptes der Katholiken,"
schreibt ein Kommentator, "enthüllt das Erstaunen der Kirche angesichts eines 'von Ökozentrismus und Biozentrismus angeregten' Konzeptes der Umwelt, das in der Tat, wie der Papst erklärte, darein gipfelt, 'die Identität und die überlegene Rolle des Menschen aufzuheben, indem es eine egalitäre Vision der Würde aller Lebewesen unterstützt.' (...) der Papst führt uns hingegen zu einem Gefühl der Verantwortung vor allem im Sinne von Gleichgewicht zurück, wie man aus seinen folgenden Worten erkennt: 'Ein korrektes Konzept der Beziehung des Menschen zur Umwelt führt weder zu einer Absolutsetzung der Natur, noch dazu, sie für wichtiger zu halten als die Person.' Das Bestreben, Natur und Tiere in den Mittelpunkt zu stellen, so Papst Benedikt XVI., ist Teil 'eines neuen Pantheismus mit neuheidnischen Akzenten', der den Menschen als Derivat der Natur betrachtet und sich infolgedessen von der Idee eines göttlichen Plans entfernt."
(Quelle:
http://www.bighunter.it/RisultatidellaRicerca /tabid/ 37/EntryId/138/ Benedetto-XVI-Ecocentrismo-e-biocentrismo -non-sono-compatibili-con-la-fede.aspx)

Jeder deutsche Leser, der kein strenggläubiger Katholik ist, mag darüber ein bisschen verständnislos die Achseln zucken, er sollte aber bedenken, dass es für sehr viele Italiener, und nicht nur die ältere Generation, ein ganz wesentlicher und bestimmender Teil ihrer Erziehung und persönlichen Kultur darstellt "was der Papst in Rom" lehrt. Und es ist sicher kein Zufall, wenn jemand auf die Frage, warum er sein totes Haustier einfach in den Müllcontainer wirft, antwortet: "Wieso? Das ist doch nur ein Tier und hat keine Seele!"
Interessant wäre wohl auch, einmal festzustellen, ob in südeuropäischen Ländern grundsätzlich eine Beziehung zwischen religiöser Erziehung und Einstellung zu bzw. Haltungsweise von Tieren besteht. Und welche psycho-soziale Grundlagen der eher nordeuropäische Trend hat, dem Hund den Status einer Person einzuräumen.


Persönlichkeit oder seelenloses Etwas - eine Frage der Kultur?

Wer selbst im Glashaus sitzt, der sollte nicht mit Steinen werfen....
Was in Italien, wie ich bei Gesprächen immer wieder feststelle, nicht gerade Sympathie für deutsche Tierschützer schafft, ist die Anmaßung - ob nun real oder vom Gegenüber nur so empfunden - mit der sie Italien als Hölle und Deutschland als Paradies für Tiere darstellen. Ja, gibt es nördlich der Alpen denn tatsächlich keine Probleme und Skandale, fragt man sich im Süden?
Schauen wir einmal ein paar Pressemeldungen an:

7.03.2010. Polizei und Veterinäramt decken auf, dass sich die Tierheime Friedrichshafen und Stuttgart des Verschiebens von Hunden schuldig gemacht hatten: Angeblich Tod durch Magendrehung, Tätowierung manipuliert: Wie aus Problemhund „Sparky“ „Benny“ wurde.
(Quelle: http://www.animal-health-online.de/klein/2010/03/07/angeblich-tod-durch-magendrehung-tatowierung-manipuliert-wie-aus-problemhund-sparky-benny-wurde/5057/)

7.03.2010. In Berlin muss die Polizei einige verwahrloste und kranke Hunde aus einem Einfamilienhund befreien; für eines der Tiere kommt jede Hilfe zu spät: Vier verwahrloste Hunde gefunden.
(Quelle: http://www.animal-health-online.de/klein/2010/03/07/vier-verwahrloste-hunde-gefunden/5053/#more-5053)

4.12.2009. In Uhyst (Sachsen) werden von einem Bauernhof nicht artgerecht gehaltenen Jack Russell Terrier entfernt: Verwahrlost, Bisswunden, geschwollene Beine: 100 von 120 Hunden aus Uhyster Hof geborgen
(Quelle: http://www.animal-health-online.de/klein/2009/12/04/verwahrlost-bisswunden-geschwollene-beine-100-von-120-hunden-aus-uhyster-hof-geborgen/4681/)

3.3.2008. Der Gießener Regierungspräsident Wilfried Schmied beklagt die unangemessenen Lebensbedingungen vieler Haustiere: An der Kette, ohne Futter und Wasser: Hundehaltung oft nicht artgerecht und tierschutzwidrig.
(Quelle: http://www.animal-health-online.de/klein/2008/03/03/an-der-kette-ohne-futter-und-wasser-hundehaltung-oft-nicht-artgerecht-und-tierschutzwidrig/3333/)

11.12.2007. In Erftstadt rettet die Polizei zwei Hunde aus einer leer stehenden Wohnung: Mitten in Deutschland: Hunde unversorgt zurück gelassen; Schlange verendet.
(Quelle: http://www.animal-health-online.de/klein/2007/12/11/mitten-in-deutschland-hunde-unversorgt-zurueck-gel/3243/)

24.11.2005. In Duisburg werden von der Polizei im Haus einer Hundetrainerin 239 Tiere unter unvorstellbaren Lebensbedingungen vorgefunden. Mehr als 200 Hunde sichergestellt.
(Quelle: http://www.animal-health-online.de/klein/2005/11/24/duisburg-mehr-als-200-hunde-sichergestellt/2285/)

25.1.2010 Tierheime geraten wegen Wirtschaftskrise in Geldnot.
(...) In einer Umfrage hat der in Bonn ansässige Tierschutzbund vor einiger Zeit die Auswirkungen der trüben ökonomischen Rahmenbedingungen auf seine mehr als 100 Mitgliedsvereine mit ihren 514 Heimen untersuchen lassen. Rund Zweidrittel meldeten sinkende Spendeneinnahmen, die Hälfte weniger Geld von Sponsoren.
Und die Lage habe sich seitdem eher noch verschärft, sagt Schröder. Es sei durchaus möglich, dass die Einnahmen der Heime mit ihren insgesamt etwa 300.000 Tiere in diesem Jahr im Schnitt um bis zu 25 Prozent einbrächen. "Mit ein bisschen Glück sind es vielleicht nur 15 Prozent." So oder so jedoch sei die Situation oftmals existenzgefährdend. Rund die Hälfte sei mittelfristig von Insolvenz bedroht. (...)
Auch andere Organisationen schätzen die Situation inzwischen als bedrohlich ein. "Es ist tatsächlich so, dass viele Tierheime immer stärker in die Pleite rutschen", meint Manfred Hees, Sprecher beim Bund Deutscher Tierfreunde (BDT) in Kamp-Lintfort. Der Verein betreibt zwei eigene Heime in Nordrhein-Westfalen und greift etwa 40 kleineren Initiativen regelmäßig finanziell unter die Arme. (...)

(Quelle: http://www.dnews.de/nachrichten/wirtschaft/171273/tierheime-geraten-wegen-wirtschaftskrise-in-geldnot-.html) (Zitat mit frdl. Genehmigung von dnews.de)

Warum geht deutschen Tierheimen das Geld aus?

Man könnte diese Reihe von Zeitungsartikeln noch lange fortsetzen, und dem Leser sei durchaus empfohlen, dies auf eigene Faust zu tun, damit ihm einsichtiger wird, wieso man in Italien nicht so recht an die Mär vom Hundeparadies Deutschland glaubt.
....Und dass man sich sehr skeptisch fragt, warum die scheinbar so tierlieben Deutschen bis in den tiefsten Süden Italiens fahren, um dort Hunde aus Tierheimen zu befreien, während die Tierheime vor ihrer eigenen Haustür vielleicht hoffnungslos überfüllt sind oder vor der Pleite stehen.
Damit sind wir beim Thema der aus Südeuropa importierten Hunde angelangt.
Seit einer Weile schon herrscht in Deutschland eine gewisse Empörung oder Verständnislosigkeit ob des heftigen Bemühens der nationalen italienischen Tierschutzorganisation ENPA, den Export italienischer Hunde ins Ausland zu stoppen.
Allerdings gibt es auch in Deutschland selbst genügend Stimmen, die sich, wenn nicht völlig gegen die Einfuhr aussprechen, so doch zumindest für eine quantitative Beschränkung und strikte Kontrollen plädieren.
Im Juli 2009 machte beispielsweise das Solinger-Tageblatt unter ihren Lesern die Umfrageaktion: "Halten Sie es für richtig, ausländische Hunde nach Solingen zu holen?" Da gab es erstaunlich viele Teilnehmer, die ganz klar mit nein antworteten.
(Quelle: http://209.85.129.132/search?q=cache:YzNgSgz8y3AJ:www.solinger-tageblatt.de/Halten-Sie-es-fuer-richtig-auslaendische-Hunde-nach-Solingen-zu-holen-e804 e4fa-8a24-4291-bf00-69d8fb2a4fe3-ds+missst%C3%A4nde+vermittlung+ausl%C3%A4ndischer+hunde&cd=3&hl=de&ct=clnk)

Sehr interessant ist in diesem Zusammenhang auch der Beitrag von Gabriele Hilbig, der Vorsitzende des Tierschutzvereins Samtpfote:
Auslandstierschutz ist eine schöne Sache, wenn der Schutz der Tiere wirklich im Ausland stattfindet, da wo er sinnvoll ist.

Was ist so schlimm daran Tiere aus dem Ausland nach Deutschland zu bringen?
Nichts, wenn es in einem kleinen überschaubaren Rahmen geschehen würde.
Mitunter gewinnt man jedoch den Eindruck, die deutschen Tierretter hätten sich dazu entschieden alle Tötungsstationen der südlichen und östlichen Länder zu leeren und die Tiere hierher zu bringen. Täglich werden die Tierschutzverteiler mit einer Flut von Notrufen aus unzähligen Ländern überflutet. Man kann den Eindruck bekommen, statt weniger Notrufen werden es stetig mehr. (...)
Die EU Verordnung 998/2003 in Verbindung mit der RL  92/65EWG des Rates vom 13. Juli 1992  wird in Deutschland nicht umgesetzt.
Was könnten hierfür mutmaßlich die Gründe sein?
- Desinteresse solange die Kosten nicht auf den Staat zukommen
- Ignoranz, denn Tierschutz scheint den Staat nicht wirklich zu interessieren
- Nachschub für Tierversuche, denn auch ausländische Tiere dürfen für den Tierversuch verwendet werden
- Reach, denn für die EU Chemikalienrichtlinie werden in den nächsten Jahren bis zu 45.000.000 Tiere ihr Leben lassen, bei Giftigkeitstests der grausamsten Art. (...)
Wie viele Auslandstiere verschwinden unmittelbar nachdem sie in Deutschland eingeführt wurden auf nimmer wieder sehen?!
Uns sind Fälle bekannt, wo unter Tierschutzkollegen ganz offen darüber geredet wird, dass Herr X und Frau Y Tiere aus dem Ausland direkt in den Tierversuch verbringen, oft sogar mit Wissen von Leitern anderer Dachorganisationen, die dies hinnehmen. Wer ein solches Wissen hat und nichts dagegen unternimmt, ist in meinen Augen kein Tierschützer. Er ist Mitwisser und macht sich genauso schuldig.
Warum ist es so schwer etwas gegen die Täter zu unternehmen?
Um es vorweg zu nehmen, wir haben es versucht! Wieder und wieder. Wir können auch hier nur mutmaßen, dass Tierversuche nun mal von der Regierung gewollt sind und man darum diese Machenschaften zulässt. Wenn man bedenkt, dass die Regierung selbst Tierversuchszentren unterhält, wenn man bedenkt, dass die Bundeswehr grausamste Tierversuche macht, wen wundert es dann noch. (...)
Mittlerweile gibt es Arbeitslose, die alle paar Wochen eine Tour in den Süden machen, um dort auf Auftrag für ein paar hundert Euro Tiere abzuholen. Auch diese nehmen Teil an dem großen Geschäft, an dem man gut verdienen kann. Wenn man dann noch über die nachdenken möchte, die quasi als Mischkalkulation noch Tiere in den Tierversuch bringen  und da pro Tier 300-400 € bekommen, stellt sich die Frage nicht mehr, ob mit Auslandstieren Geld zu machen ist. (...)

(Quelle: http://www.tierschutz-schattenseiten.com/index.php/das-geschaeft-mit-den-auslandstieren-boomt)
(Zitat mit frdl. Genehmigung von Gabriele Hilbig)

Ähnlich der Tenor des folgenden Artikels von Uwe Peter Willemsen:
Auslandstierschutz - Sinn und Unsinn von Tierimporten
Allein in Deutschland konzentriert sich eine Vielzahl von vermeintlichen Tierschutzorganisationen ausschließlich auf den sog. „Auslandstierschutz“.
Der überwiegende Teil dieser Organisationen importiert (meist) Hunde von nicht öffentlichen Tierheimen aus Ost- und Südeuropa. Vorbestellte Tiere werden in Deutschland, den Niederlanden, Österreich und der Schweiz, seltener auch in Dänemark und England, meist direkt an die neuen Halter übergeben. Nicht vorbestellte Tiere werden in privaten, in den seltensten Fällen rechtskonform betriebenen Pflegestellen zwischengelagert, oder an Tierheime übergeben.
Einige dieser Tiere werden auch in kommerziellen Tierpensionen untergebracht.
Die „Pflegestellen“ arbeiten meist ehrenamtlich, erhalten aber häufig eine Aufwandsentschädigung für entstehende Futter- und Tierarztkosten.
Der Erlös aus der direkten Vermittlung an neue Halter oder der Vermittlung aus dem Pflegestellen heraus- die Schutzgebühr beträgt fast immer ca. € 250,- fließt zu unterschiedlich hohen Anteilen zurück an die Tierheime, aus denen die Hunde stammen. Nicht selten versickert ein Teil der Überweisungen aus Deutschland, in den Taschen der Tierheimbetreiber in XY.
Bei einer Vermittlung von Tieren, die in Tierpensionen untergebracht werden, fließt in der Regel kein Geld zurück an die ausländischen Tierheime. Einige Tierpensionen sind sogar auf die Übernahme von ausländischen Hunden über sog. Tierschutzorganisationen spezialisiert und leben recht gut davon.
Das gilt in vergleichbarer Weise bei der Vermittlung von Hunden, die an örtliche Tierheime übergeben werden. Zahlreiche Tierheime in den reichen Industrieländern übernehmen regelmäßig, direkt oder über andere Tierschutzvereine, leicht vermittelbare Hunde aus ost- und südeuropäischen Tierheimen oder Tötungsstationen. Der Nettogewinn aus der Vermittlung der Auslandshunde ist bei vielen hiesigen Tierheimen bereits eine fest kalkulierte Größe im Etat. Manche Tierheime sind sogar derart abhängig von dem Gewinn aus der Importhundevermittlung, das sie ohne diese Importe vermutlich Konkurs anmelden müssten.
Die Schätzungen über die Zahl der Hunde, die jährlich von Tierschutzorganisationen aus Ost- und Südeuropa allein nach Deutschland importiert werden, schwanken zwischen 200.000 (Schätzung von Christa Wilczek Dr. med. vet., Veterinäroberrätin, Abteilungsleiterin des Fachbereichs Tierschutz und Tierseuchen, Amt für Veterinärwesen und Verbraucherschutz, Darmstadt ) und 400.000.
Offizielle Importe unter Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen sind die Ausnahme. Es gibt praktisch nur eine Dunkelziffer. Auch steigt die Zahl der Tierschutzvereine, die sich ausschließlich dem „Auslandstierschutz“ widmen und die Zahl der Tierheime, die den Auslandstierschutz als Einnahmequelle für sich entdecken, beinahe täglich.
Für Deutschland kann man also durchaus von ca. 300.000 Importhunden jährlich ausgehen. Bei einer Vermittlungsgebühr von durchschnittlich € 250,- pro Hund ergibt sich demnach ein Betrag von brutto € 75.000.000,-. (...)
Lassen wir zunächst außer acht, dass fast alle Hundeimporte gegen europäisches Tierschutz-Transportrecht, europäisches Recht zum innergemeinschaftlichen Verkehr mit lebenden Waren und nicht zuletzt gegen nationales Ein- und Ausfuhrrecht, Tierschutzrecht, Steuerrecht etc. verstoßen.
Jährlich werden mindestens 900.000 (Neunhunderttausend) Hunde den Straßenhundepopulationen in Ost- und Südeuropa entzogen und bekommen ein „gutes Zuhause“. Gleichzeitig fließen jährlich, auf die eine oder andere Art, ca. 195.000.000 (Todeslager Tierheim 3.Teil Einhundert und fünfundneunzig Millionen Euro) in den Tierschutz und somit in die Verbesserung der Lebensbedingungen ausgesetzter und frei geborener Hunde im ost- und südeuropäischen Ausland. Stimmt das so?
Verschulden die Tierschutzorganisationen indirekt nicht vielmehr den Tod von 900.000 (Neunhunderttausend) Hunden im Ausland? Sind sie nicht mitverantwortlich dafür, dass auch in Deutschland immer mehr Hunde ausgesetzt werden, dass Tierheimhunde oft ihr ganzes Leben hinter Gittern verbringen müssen und dass Tierkrankheiten, die in Deutschland und seinen Nachbarländern als nahezu ausgerottet galten, wie beispielsweise Staupe und Parvovirose, wieder zu einem ernsten Problem werden? Tragen diese Tierschutzorganisationen nicht dazu bei, das sich der Umgang mit- und das Verständnis für Hunde immer weiter ins Negative verschiebt und die Hunde immer mehr verniedlicht, verharmlost und sie zum Lustobjekt von Helfersyndromen und Selbstbeweihräucherung degradiert?
Hat die „Rettung“ von Straßenhunden und ihre Vermittlung in ganz normale Hundehalter-Familien überhaupt etwas mit Tierschutz zu tun?
(Quelle: http://www.tierschutz-schattenseiten.com/index.php/auslandstierschutz/1091-auslandstierschutz) (Zitat mit frdl. Genehmigung von Uwe Peter Willemsen)

Wieder sei daran erinnert, dass solche Einschätzungen oder Beweise kein Einzelfall sind. Man muss nur einmal das Internet bemühen und findet eine Vielzahl von Beiträgen aus deutscher Feder, die Zweifel am Sinn der Massenimporte aus dem Ausland, der edlen Motive und der endgültigen Bestimmung eingeführter Tiere aufkommen lassen.
Das mag den wahrhaft tierlieben, gutgläubigen deutschen Hundefreund entsetzen, macht aber einmal mehr verständlich, wieso die ebenso tierlieben, allerdings nicht so gutgläubigen Tierfreunde etwa in Italien gegen die "Deportationen" Stimmung machen.
Die Frage ist hier auch gar nicht, ob die Zahlen und Argumentationen deutscher "Import-Gegner" immer absolut korrekt sind, denn welcher deutsche Tierfreund prüft denn (oder kann prüfen) die Richtigkeit all der Angaben über die Zustände im Ausland, die er im Internet oder über den Direktkontakt mit Tierschützern erhält? Mir scheint jedenfalls legitim, dass man in Italien so seine Zweifel bekommt, wenn man entsprechende Berichte liest - die Übersetzungsfunktion der Suchmaschinen macht's ja im Bedarfsfalle möglich.
Klar, es wäre alles so viel besser und einfacher, wenn sich die echten, die ehrlichen Tierschützer aller Länder zusammentun würden, denn schliesslich verfolgen sie doch allesamt dasselbe Ziel, nicht wahr?

Ist es wirklich immer und in jedem Falle wünschenswert, Hunde aus italienischen Tierheimen nach Deutschland zu holen?

Die Deutschen und ihre Gründlichkeit
Wir Deutschen sind vielleicht nicht so gut im Improvisieren, aber dafür sehr gründlich, wenn wir etwas zu Wege bringen wollen. Das merken die Italiener bei jedem Sit-in deutscher Tierschützer vor einem italienischen Tierheim, bei den Massenmails an diesen oder jenen Minister oder Prokurator, bei den Boykott Aufrufen und multimedialen Aktionen wider die italienische Tierquälerei.
Wir sollten wirklich dankbar sein, dass unsere südlichen Nachbarn entweder nicht so reisefreudig sind, oder die Billigflüge noch nicht entdeckt haben.
Stellen Sie sich das doch mal vor: Sie öffnen morgens die Haustür um den Hund in den Garten zu lassen und da, direkt vor Ihrem Gartentor, steht ein Grüppchen Männer, die leise in einer Ihnen unverständlichen Sprache miteinander parlieren und Ihnen dabei finster ihre Plakate vorweisen, auf denen „Hundequäler!“ steht.
Wieso? Weil die diversen italienischen Jagdorganisationen dank der wunderbaren Billigflüge ganz legal und preiswert ein fleissiges und entschlossenes Heer von Jagdhund Enthusiasten über die Alpen geschickt haben, um während diverser Wochenendtrips heraus zu finden, wie Setter, Pointer, Bretonen, Laufhunde und all die zig Jagdhundmischlinge, die der Tierschutz aus Italien nach Deutschland importiert hat, denn nun wirklich gehalten werden.
Zu ihrem völligen Entsetzen haben die Späher entdeckt, dass kaum einer der jagdbeflissenen Hunde bei seinem germanischen Neu-Besitzer noch seine eigentliche Aufgabe erfüllen darf, ja vielfach gar gezwungen wird, so degradierende Ersatzjobs wie das Bringen von Dummys auszuüben und natürlich einen Grossteil seines ausserhäuslichen Lebens an der Leine fristen muss, weil der neue Halter weder Wissen, noch Verständnis, noch Interesse daran hat, seinen Jagdhund jagdlich zu führen. Für die italienischen Beobachter ist das ein kaum zu verarbeitender Schock: ein Jagdhund, der nicht jagen darf ist ein unverstandener, gequälter Hund.
Tja, sehen Sie, und deshalb stehen die Herren jetzt schweigend vor Ihrer Gartenpforte; sie wollen auch Ihnen kundtun, dass Sie dabei ertappt wurden, Ihren Italo-Import nicht rassegerecht zu halten, und sie wollen Ihnen zeigen, was sie vom angeblichen Paradies der caninen Emigranten halten – nämlich gar nichts.
Natürlich setzen sich die Herren, nach Rom oder Mailand heimgekehrt, sofort an den Computer, um in eigens dafür geschaffenen Websites und Blogs dem Rest der Welt mitzuteilen, wie furchtbar die Hundehaltung in Deutschland in Wahrheit ist...
Würden Sie das mit Humor und Fassung tragen? Wirklich...?
Bisher sind italienische Hundefreunde wie gesagt noch nicht auf die Idee gekommen, die Bundesrepublik flachendeckend und systematisch unter die Lupe zu nehmen, um Kettenhunde in Dörfern, überfüllte Tierheime, Giftköderanschläge in städtischen Hundeauslaufgebieten, strafrechtlich verfolgte Fälle von Tierquälerei, vierbeinige Opfer des Animal Hoardings, in die Neurose gehätschelte Familienhündchen und die vielen, vielen arbeitslosen Gebrauchshunde aufzuspüren und ihre Bilder und Lebensgeschichten via Internet zu verbreiten, aber wenn sie es täten, wäre das Resultat wohl nicht sehr schmeichelhaft – aus Sicht der Berichterstatter.

Für viele ehemalige Jagdprofis bedeutet die Befreiung aus dem Tierheim und die Umsiedlung nach Deutschland
lebenslang fast nur noch an der Leine gehen zu dürfen - ist das kein Leiden?

Was viele italienische Tierfreunde, und ich meine einfach Tierfreunde, nicht etwa aktive oder gar militante Tierschützer, enorm irritiert, und als Deutsche, die seit einem Vierteljahrhundert in Italien lebt teile ich diese Irritation, ist die unglaubliche Arroganz mit der einige meiner teutonischen Stammesgenossen für ein langes Wochenende oder ein paar Tage nach Italien reisen, um sich „ein Bild der Situation" zu machen und sich dann in Internetforen oder Websites und Blogs darüber auslassen, wie unbedingt notwendig und erstrebenswert es ist, möglichst viele Hunde aus Italien zu „retten“ und ins Hundeparadies Deutschland zu bringen.
Wie eingangs bereits bemerkt: dass bella italia Probleme mit ihren Streunern, nicht artgemäss gehaltenen Hunden und überquellenden Tierheimen hat, weiss man im Lande nicht erst seitdem die germanischen Besucher es an die grosse Internetglocke hängen; diesbezüglich engagieren sich einheimische Tierschützer seit langem und aus eigenem Antrieb. Aber um ein letztlich kulturelles Problem zu lösen braucht es Zeit, das lässt sich nicht in ein paar Jahren regeln und gewiss nicht durch ausländische Boykott Drohungen und dergleichen.
Und auch diese Überlegung sei erlaubt: kann man die deutsche Art der Hundehaltung überhaupt so ohne weiteres zum Nonplusultra erheben? Ist der durchschnittliche Jagdhund aus einem durchschnittlichen italienischen Tierheim, also nicht den Massenlagern oder dilettantisch geführten Privatinitiativen denn am Ende wirklich so viel besser dran, wenn er in Deutschland den ganzen Tag in der Wohnung auf die Heimkehr seines berufstätigen Besitzers warten muss und dann mal für ein Stündchen an der Leine Gassi geführt wird oder irgendwo mit Seinesgleichen toben darf, aber (erlaubtermaßen) nie wieder die Befriedigung seines Jagdtriebs erleben wird? Bedeutet das spezielle Hundebett mit dem Markenzeichen, das Premium Futter, die modische und teure "outdoor Ausstattung", das nicht minder trendige und teure Spielzeug tatsächlich ein Mehr an Lebensqualität für den Jagdhund, oder ist es nicht eher eine sehr oberflächliche Einschätzung seines Halters, dass der Hund es jetzt endlich "gut hat"? Zumal wenn man eben nachrechnet, wieviel Zeit der Besitzer diesem Hund jeden Tag wirklich zugesteht, Jagdhund zu sein.

Hausarrest, Leinenzwang, ein paar Aktivitäten, die eher den Menschen als den Hund interessieren, und ansonsten gähnende Langeweile
und nie mehr Jagen - wäre das etwa ein erstrebenswertes "Luxusleben" für Jagdhunde aus dem südeuropäischen Tierschutz?

Ich möchte nicht zynisch erscheinen, aber als ich vor einigen Jahren erstmals ein bekanntes Internetportal entdeckte, das Hunde aus dem Süden vorstellt, war der spontane Gedanke, der mir kam: das ist ja wie ein gigantischer Warenkatalog! Hier findet man Rassen, die es in Deutschland überhaupt nicht gibt, oder solche, die ein deutscher Züchter niemals an unqualifizierte Interessenten abgäbe!
Ist es nicht auch der Hauch des Exotischen, der Hunde aus dem Ausland so attraktiv macht?

Foto 1-5 Sandra Fenski; 6, 7 Sabine Middelhaufe
(c) Text 2010

 

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